Ludwig Epkens Jr.
Tonfilm-Pionier, Kopierwerksbetreiber
ZurückGeburt, Jugendzeit, frühe Kriegserfahrung
Ludwig Epkens wurde am 8.April 1896 als zweiter Sohn von Ludwig Georg Epkens in Köln geboren. (Dessen erster Sohn Ludwig war kurz nach der Geburt gestorben)1. Vermutlich begeisterte sein Onkel Jean Epkens ihn für das Medium Fotografie, bei ihm lernte er die Herstellung von Vergrößerungen und die künstlerische Retusche. Da er in den Anfangsjahren des 1.Weltkrieges volljährig wurde, nahm er an diesem als Soldat bei einer Luftschifferabteilung teil. Dabei soll er durch das Fotografieren der feindlichen Linien aus einem Fesselballon lokale Bekanntheit erlangt haben. 1917 verlieh man ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse2.
Erstes eigenes Fotolabor
Eine Zeitungsannonce von 1919 belegt, daß Ludwig seine erste Fotografische Vergrößerungs- und Kopier-Anstalt in der Landsbergstraße 42, dem damaligen Wohnsitz seiner Eltern betrieben hat. Nach eigenen Angaben aus dem Jahr 1969 richtet er im Jahr 1923 in der Kerpener Straße einen fotografischen Vergrößerungsbetrieb ein3. Sein vier Jahre jüngerer Bruder Edmund, der sich nach Ludwigs Angaben zu dieser Zeit noch in einer kaufmännische Lehre befunden haben soll, gibt das Labor in der Kerpener Straße allerdings schon seit ca. 1920 ebenfalls als Geschäftsadresse an. Nach eigenen Erinnerungen gründete Ludwig im Jahr 1925 ein Kopierwerk und nahm seinen Bruder Edmund als Teilhaber in diese Firma. Die Ausstattung dieses Kopierwerks, bei dem es sich wohl um die schon im Jahr 1923 belegten Rheinische Film-Werke handelt, will Ludwig Epkens mit seinem Geld in Frankfurt erstanden haben4. Edmund wird in einem Zeitungsinterview 1964 erklären, daß er in der Inflationszeit eineinhalb Tonnen Inventar einer bankrotten Frankfurter Kopieranstalt „für 3.80 Goldmark“ erwarb.5 Nach Ludwigs Zeugenaussage wurde das Haus in der Weißer Straße 16 in Rodenkirchen bei Köln (heute Köln-Rodenkirchen), Altersitz der Eltern und Ort des von den Brüdern gemeinschaftlich genutzten Kopierwerks im Jahr 1924 erbaut. Der Umzug nach Rodenkirchen wurde notwendig, weil man die Kerpener Straße aus nicht näher benannten Gründen (möglicherweise Platzmangel oder auch finanzielle Schwierigkeiten) aufgeben mußte. Der jüngste Bruder Friedrich Epkens (geb. am 10 Oktober 1902) soll erst ca. 1930 in die Firma mit eingestiegen sein. Ludwig Epkens zufolge waren sowohl Edmund als auch Friedrich für den kaufmännischen Teil zuständig, während er, Ludwig, die Leitung des Kopierwerks inne hatte6. Es liegt jedoch nahe, daß Edmund neben seiner Tätigkeit als freier Kameramann auch die Aufnahmeleitung bei Produktionen der Rheinische Film-Werke übernommen hat.
Friedrich und Ludwigs Alleingang
1933 began mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten die aktive Gleichschaltung von Funk und Film. Ludwigs vier Jahre jüngerer Bruder Edmund erhielt nun vermehrt Aufträge von großen Berliner Produktionsfirmen. Als Kölner Kameramann war er u.a. für authentische Aufnahmen aus dem Rheinischen Karneval zuständig, die in das banale Handlungsgerüst eines Studiofilms montiert wurden.
Ludwig Jr., der im Verborgenen der Dunkelkammer tätige Kopierwerkstechniker, hatte Ende 1932 den Auftrag erhalten, Trickaufnahmen für den Spendenwerbefilm „Kölner Gemeinschaftsgeist in schwerer Zeit“ herzustellen. Dieser Kurzfilm wurde für die „Kölner Notgemeinschaft“ hergestellt und sollte die Aufmerksamkeit der Bessergestellten auf das im Zuge der Weltwirtschaftskrise immer größer werdende Heer der Erwerbslosen lenken und damit die Spendenbereitschaft zu fördern. Die „Kölner Notgemeinschaft“ war der Ortsausschuß der „Deutschen Nothilfe“. Die in den 1920er Jahren gegründete Nothilfe, ein Zusammenschluß von karitativen Verbänden, organisierte die besonders in den Wintermonaten notwendigen Spendensammlungen und rief zum Kauf von Wohlfahrtsmarken zu Gunsten von „Kleinrentnern“, „Sozialrentnern“, Kriegsbeschädigten, Kranken oder kinderreichen Familien, Arbeitslosen und „Wohlfahrtsunterstützungs-Empfängern“ auf. „Kölner Gemeinschaftsgeist in schwerer Zeit“ wurde von der Städtischen Filmstelle produziert, deren Leitung damals Karl Lehnen innehatte. Der mit Edmund Epkens befreundete Kameramann Eugen de la Motte war für die Realaufnahmen zuständig, Idee und Manuskript stammten von Dr. Walter Hawel, hauptamtlich Kölner Stadtschulrat, ehrenamtlich u.a. Leiter der „Kölner Notgemeinschaft“. Als Pionier des Schul- und Lehrfilmwesens in Köln war Hawel maßgeblich an dessen Instrumentalisierung zum Propagandawerkzeug des NS-Staats beteiligt. Mehr dazu in unserer Themenseite über Walter Hawel.
Ludwig Epkens Jr, damals 36, experimentierte an einer verbesserten Aufzeichnungsmethode für die Lichttontechnik. Diese hatte gerade Marktreife erlangt und sollte in den folgenden Jahren flächendeckend kommerziell eingesetzt werden. Möglicherweise sah Ludwig die Abwesenheit von Edmund, der die Rheinische Film-Werke als gut vernetzter und überregional bekannter Kameramann nach außen oft repräsentiert hatte, als Chance, die gemeinsam betriebene Firma bezüglich der Tonfilmtechnik neu aufzustellen. Ob Ludwig Jr. den zehn Jahre älteren Hawel als Mentor gewinnen konnte, ist nicht belegt. Der Idee, eine Firma an der Hand zu haben, die propagandistisch einsetzbare Werbe- und Kulturfilme mit Ton herstellen konnte, müßte Hawel jedoch wohlwollend gegenüber gestanden haben. Hawel äußerte im Vorfeld der Bild- Film- und Funktagung 1933 in Köln, daß die Filmpädagogen im tönenden Kulturfilm einen begrüßenswerten Fortschritt sehen7. Angesichts der finanziellen Situation von Ludwig Jr.und seines jüngsten Bruders Friedrich erscheint es nicht unwahrscheinlich, daß Hawel bei der Vermittlung der Räume am Marienplatz 28, in denen die Brüder 1933 ihr neues innerstädtischen Hauptbüro (als Filiale) eröffneten, seine Hände im Spiel hatte. In dem dort ansässigen Gebäude, das bis ins Jahr 1926 Kölns erstes Mädchengymnasium beherbergt hatte, residierte nämlich nicht nur seit 1927 die Kölner Notgemeinschaft, sondern auch die Städtische Filmstelle, die just die gerade freigewordenen Räume belegt hatte. Grund für den Umzug an einem neuen Standort war 1933 die Vereinigung der Städtischen Filmstelle mit anderen Bild- und Filmarchiven zur Rheinischen Landesbildstelle, als deren Leiter Hawel noch kurzzeitig fungierte.
Kultur-Tonfilme für den NS-Staat
Schon Mitte 1933 ist die noch nicht offiziell gegründete Tonfilmfirma Epkens in der Presse mit zwei Produktionen präsent, die den Geist der neuen Zeit widerspiegeln. Bei der ersten handelte es sich um eine Reportage über die „Deutsche Woche am Rhein“. Diese hatte vom 22.04. -30.04. in Köln stattgefunden und sollte durch Tagungen, Ausstellungen Kundgebungen und Werbeschauen insbesondere die deutsche Hausfrau zum Kauf deutscher Produkte und der Inanspruchnahme deutscher Dienstleistungen erziehen, um die heimische Wirtschaft zu fördern. Tatsächlich konzentrierten sich die Darbietungen überwiegend auf die Themen Jagd und Sport, Kinder- und Schützenfeste, die einzelnen Tage wurden jeweils abgerundet durch „kerndeutsches“ Kulturprogramm (Wagner-Opern etc.) Am 22.05. berichtete der Kölner Lokal-Anzeiger von der Premieren-Vorführung des Tonfilms der Kölner Filmfirma Gebrüder Epkens über die Deutsche Woche. Diese fand im Ufa-Palast vor Behördenvertretern und Presse statt, in Folge sollte der Film an Lichtspieltheater in ganz Deutschland verliehen werden, um die Aufmerksamkeit auf das Kultur- und Wirtschaftszentrum im Westen zu lenken7. Die Formulierung, daß der „Streifen“, wie der Autor dieses Berichts es ausdrückt, im letzten Teil über eine „sachliche Reportage“ hinauswächst, deutet darauf hin, daß Epkens die Anforderungen seiner neuen Arbeitgeber verstanden hatte. Inwieweit er selber mit deren Ideen sympathisierte ist unbekannt. Eine weitere Auswertung erfuhr der Film als namentlich genannter Beitrag auf der Bild-, Film- und Funktagung, die von der Rheinischen Landesbildstelle in Zusammenarbeit mit der Landesfilmstelle West der NSDAP und des Westdeutschen Rundfunks vom 11.bis 13.06.1933 in Köln ausgerichtet wurde, und deren erklärter Zweck die „Mobilmachung“ dieser modernen Techniken „für den Dienst an der nationale Erziehung für Heimat und Vaterland“ war. Der auf die Begrifflichkeiten des NS-Regimes eingeschworene Reporter berichtete vom „Heimattonfilm der Brüder Epkens (Köln)“8 der gegen Ende der Eröffnungsversammlung zwischen den Ansprachen von Stadtschulrat Dr. Hawel, zu der Zeit geschäftsführender Vorstand der Rheinischen Landesbildstelle, sowie dem Intendanten des WDR, Dr. Glasmeier und der Beschließung der Versammlung durch das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied lief.
Zeitgleich widmen mehrere Zeitungen dem Tonwerbefilm „Ein Tag in der Oper - Aus der Tagesarbeit der Städtischen Bühnen Köln“, den die „Kölner Tonfilmgesellschaft Epkens und Cie“ im Auftrag der Städtischen Bühnen gedreht haben, eine ausführliche, teils bebilderte Berichterstattung9. Der Werbefilm sollte weite Volkskreise für das neu zu erschaffende nationale deutsche Volkstheater gewinnen („Wer das Theater besucht, betreibt aktive Kulturpolitik“). Er beleuchtet die „mannigfaltigen Arbeitsgebiete“ im „interessanten Großbetrieb eines modernen Theaters“ vom Bühnenarbeiter bis zum Generalintendanten und Generalmusikdirektor, von Bühnenaufbau, und künstlerische Arbeit bis zu Ausschnitten aus aktuellen Aufführungen aus Wagners „Meistersinger“, „Lohengrin“ und Kleists „Prinz von Homburg“. Für die Regie rekrutierte man Fachpersonal aus Berlin, namentlich Dr. Hoffmann-Harnisch, Regisseur der Ufa und der Terra Film GmbH, was den bei einen Drehtag anwesenden Reporter zu der Überschrift: „Neubabelsberg in Köln“ verleitete. Die in den Artikel eingefügten Transkriptionen des „Berliner Tonfilmjargon“ (Epkens, am Mikrophon?..Jawohl!) dokumentieren Ludwig Epkens Wirken als Tonmeister. Der Film hatte seine Premiere im Rahmen eines „Bunten Abends zum Besten der Kölner Volksnothilfe e.V und des Hilfsfonds für die Opfer der Arbeit“ (Die Kölner Nothilfe wurde 1933 in Kölner Volksnothilfe e.V umbenannt). Geworben wurde auf diese Weise ebenfalls von den für die „volkstümliche Platzmiete“. Bessergestellte Besucher zahlten die Miete für Plätze, die dann für die „wirklich Minderbemittelten“ reserviert waren, um auch ihnen den Theaterbesuch ermöglichen. Im Anschluß daran wurde der Werbefilm ab dem 20.Juni 1933 im Opernhaus kostenfrei vor neu zu werbenden Personen gezeigt. Für den Erfolg der Präsentation wurde allerdings die Verwendung einer damals noch nicht an jedem Aufführungsort selbstverständlichen „völlig einwandfreien Tonapparatur“ empfohlen.
Eine weitere Einkommensquelle für die neugegründete bzw. sich in der Gründungsphase befindlichen Firma Friedrich und Ludwig Epkens war die Herstellung von Lehrfilmstreifen für die Sprachenschule Hartnack. Der aus Wuppertal stammende Fremdsprachenkorrespondent Paul Emil Hartnack hatte das Potential von Film und Schallplatte für die Wissensvermittlung erkannt und 1915 eine Sprachenschule in Köln gegründet. 1927 stellte Hartnack die von ihm entwickelte Methode „Französisch“ bzw. „Englisch im Film“ vor. Diese vermittelte die jeweiligen Sprach mittels Filmstreifen, auf denen einfache Dialoge zeichnerisch dargestellt waren. Namentliche Erwähnung als Urheber der „humorvollen Trickzeichnungen“ findet der „bekannte rheinische Zeichner-Humorist Willy Key“ (Key war in Köln auch als Bühnenbildmaler, Karikaturist und Pressezeichner bekannt). Technisch umsetzbar wurde Hartnacks Lehrmethode durch das Patent Nr.496 602 über eine „Schalteinrichtung an Kinoprojektoren zur ruckweisen Einzelvorführung aufeinanderfolgender Bilder des Films“. Hugo Brüninghaus aus Barmen (heute Wuppertal-Barmen) 1929 hatte dieses als Angestellter der Firma Ernst Leitz, Wetzlar angemeldet. Der hier vorgestellte Unterrichtsbogen aus unserer Sammlung datiert nach 1945, da er die Medienkontrollbehörde der Alliierten ISCS [Information Services Control Section] OMG [Office of Military Government] BD [Berlin District] durchlaufen hat. In dieser Zeit residierte die im Jahr 1934 nach Berlin verzogene Schule in der Motzstraße 5 in Berlin-Schöneberg, nachdem die Unterrichtsräume und -materialien in der Bülowstraße 105 ausgebombt worden waren10. Das noch in der Kölner Zeit produzierte Unterrichtsmaterial wurde nach dem Krieg als unverfänglich eingestuft und konnte nahtlos weiter eingesetzt werden. Noch anzumerken wäre, daß Willy Key korrekterweise 4 Perforationslöcher pro Frame gezeichnet hat. Ob Hartnack noch auf andere ZeichnerInnen oder Kopierwerke zurückgegriffen hat, konnten wir nicht herausfinden. Möglicherweise haben Friedrich und Ludwig Epkens auch bei dieser Auftragsvergabe von Hawels Netzwerk profitiert. P.E. Hartnack teilte mit Hawel nämlich nicht nur den Enthusiasmus für die neuen Massenmedien, er ermöglichte mittels seiner am 1.Juli 1931 gegründeten „Arbeitsgemeinschaft der Erwerbslosenkurse im Sprachinstitut Hartnack“ stellenlosen Mitgliedern kostenlosen Sprachunterricht, finanziert durch die erwerbstätigen SchülerInnen und ehrenamtlich tätige Lehrende11.Im Rahmen dieser Erwerbslosenkurse fanden regelmäßig auch Vergnügungsfahrten mit Verpflegung und Unterhaltung statt. Für diese Art Wandertage für Erwerbslose hatte sich zu gleicher Zeit wiederum Hawel als Leiter der „Arbeitsgemeinschaft der Kölner Nothilfe, Abteilung geistige Betreuung“ eingesetzt12. Der Begriff „geistige Betreuung“ im Sinne von Beinflussung und Indoktrination wurde im 3.Reich im Wortlaut übernommen.
Die MIVA-EPKENS Südsee-Filmexpedition
1934 dringen Tonmeister Ludwig Epkens und Kameramann Peter Berkenheier auf der MIVA-EPKENS Südsee-Filmexpedition in ehemaliges deutsches Kolonialgebiet vor, um für den, auch im Bereich Public Relations sehr umtriebigen fliegenden Pater Paul Schulte einen, als Kulturfilm verkappten ‚Imagefilm‘ zu drehen. Auch dies beleuchten wir in einem eigenen Beitrag.
Unklar bleibt, ob Ludwig Epkens die Trennung von seinem Bruder Edmund tatsächlich forciert hatte, um sich durch sein 1935 für die neugegründete Firma angemeldetes Patent auf eine Vorrichtung zur photographischen Aufzeichnung von Tönen an (hier als PDF im Archiv des Deutschen Patent- und Markenamtes verlinkt) im Tonfilmbereich zu profilieren oder ob er nur eine sich ihm bietende Gelegenheit nutzte, die wohl nicht offiziell im Handelsregister eingetragenen Rheinische Film-Werke im Alleingang zu erweitern. Fest steht, daß der einigermaßen erfolgreiche unternehmerische Alleingang von Friedrich und Ludwig, sowie ihre gleichzeitige Weiternutzung des Equipments in der Weisser Straße 16 zu einem andauernden Zerwürfnis insbesondere von Ludwig und Edmund führte, zu dem, nach Aussage von Edmunds Sohn Karlheinz, auch Ludwigs Frau „Wally“ Epkens maßgeblich beigetragen hat. Im Zuge der Aufspaltung der gemeinsamen Firma kam es zu erbitterten juristischen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf die Nutzungsrechte für die Technikräume zwischen den Brüdern aufgeteilt und penibel festgelegt wurden.
Aus einer Firma werden zwei
1936 erscheint in den Handelregisterveröffentlichungen Abt. A unter der Nr.12735 genau unter der Eintragung von Edmund Epkens (Nr.12734) die 1935 gegründete OHG Firma Friedrich und Ludwig Epkens, Gesellschaft für Film und Filmbedarf, mit Firmensitz in Köln am Marienplatz 2813. Unternehmenszweck: Herstellung von Werbetonfilmen, Trickfilmen und Filmen für technische Darstellungen. Ludwig fungiert in der neuen Firma als Tonfilm-Tonmeister sowie Kopierwerksleiter, sein Bruder Friedrich übernimmt die Geschäftsführung14. Daneben werden mehrere (wechselnde) Kölner Kameraleute beschäftigt u. a. auch den Kameramann Willy Krakau, der vormals als Assistent im Stab von Edmund tätig war.
Für das Jahr 1941 ist die Anstellung von dem, für die Mitwirkung an Propagandafilmen vom Wehrdienst freigestellten Willy Krakau (als Aufnahmeleiter) für den, anläßlich der Brücken-Einweihung gedrehten 35-Minuten-Film „Die Reichsautobahnbrücke über den Rhein bei Rodenkirchen“ belegt15. An den Dreharbeiten zu diesem Film war nach eigenen Angaben auch der Kölner Kameramann Hans-Gerd Füngeling (1922-2017) als Auszubildender beteiligt16. 1943 wurden die Räume am Marienplatz kriegsbedingt beschädigt, Friedrich und Ludwig waren um so mehr auf die Einrichtung in der Weißer Straße 16 angewiesen, was zu neuen Konflikten mit Edmund führte. 1944 wird auch das Haus in der Weißer Straße durch eine Sprengbombe beschädigt, die technische Ausrüstung bleibt aber weitgehend intakt17.Aufträge nach dem 2.Weltkrieg
Wie ihr Bruder Edmund waren auch Ludwig Jr. und Friedrich Epkens auf ihre Weise Teil des Propaganda-Apparates des NS-Regimes. Auch die Neugründung bzw. Weiterführung ihrer Firma in dieser Zeit hing von dem Nachweis ab, daß sie nicht jüdisch oder dem NS-Regime aus anderen Gründen nicht genehm waren. Dies war auch Voraussetzung für ihre Aufnahme in die Reichsfilmkammer in die Fachbereiche Kultur- und Werbefilm, Lichtspielstellen sowie Film- und Kinotechnik. Ebenso wie ihr Bruder durchliefen auch die beiden Epkens Brüder nach dem 2. Weltkrieg das Entnazifizierungsverfahren. Tatsächlich verhalf das in der NS-Zeit aufgebaute Renommee der Kulturtonfilmhersteller der Firma auch zu ihren ersten Nachkriegsaufträgen. In den Jahren 1947/48 bekam die Firma Friedrich und Ludwig Epkens zwei Aufträge für Dokumentarfilme über den Wiederaufbau Kölns. Beide Filme enthalten Aufnahmen von Willy Krakau, Peter Berkenheier, Hans-Gerd Füngeling und dem, häufig als (Presse-)Fotografen tätigen Peter Fischer (1903-1980). Von diesem wurden auch Aufnahmen des durch Bombenschäden zerstörten Köln während der NS-Zeit verwendet18. Solche Art Aufnahmen waren in der Zeit des Nazi-Regimes verboten und Fischer war bei ihrer Herstellung ein hohes Risiko eingegangen19. „Der Dom zu Köln in Vergangenheit und Gegenwart. - Ein Filmdokument von der Wiederherstellung des Kölner Doms“) handelt von der Beseitigung kriegsbedingter Schäden am Kölner Dom. Regie führte D.H. Rütters, der seine Karriere in den 1920er Jahren bei der Kölner Neuland Kinematographie und der Münchener Leofilm begonnen hatte. Bei „Köln nach dem Kriege“ führte Dr.rer.pol. Hans Schmitt(-Rost), damals Leiter des Nachrichtenamtes in Köln20 Regie. Schmitt war in den 1920er Jahren bei dem Architekten Ferdinand Gerbes und als Geschäftsführer der Kölner Bauverein GmbH tätig. Nachdem ihm anfänglich von den Nationalsozialisten Schreibverbot erteilt worden war, durfte er 1942 Aufsätze über das (trotz Kriegsschäden) „zeitlose Köln“, sowie Rezensionen über Bücher aus dem Bereich Kunst und Bauwesen in der Kölnischen Zeitung publizieren. Der Dokumentarfilm beruht vermutlich auf dem Manuskript „Neuaufbau der Stadt Köln“, das Schmitt 1945 verfaßt hatte.
Zusammenarbeit mit der IFU
Zur selben Zeit ergab sich für Ludwig Epkens die Möglichkeit, in Teningen in Baden(-Württemberg) mit der neu gegründeten „IFU“ (Internationalen Film-Union) zusammenzuarbeiten. Das dort eröffnete Werk soll das erste der zerstörten deutschen Kopierwerke gewesen sein, in dem der Betrieb aufgenommen werden konnte.
Filmkopierwerk Ludwig Epkens Baden-Baden
Ab 1948/49 erfolgt eine Zweigstellengründung unter dem Namen „Filmkopierwerk Ludwig Epkens Baden-Baden“, den Hauptarbeitsanteil lieferte die IFU mit Wochenschauen und das SWR-Fernsehen21. Friedrich und Ludwig trennten sich einvernehmlich. Jeder von ihnen hatte nun seinen eigenen Betrieb.
Das Kopierwerk in Köln-Mülheim
Friedrich erwarb ca. 1951 ein Grundstück in Köln-Mülheim, Horststraße 5, Ecke Grünstraße 65 auf dem Gelände des ehemaligen Gefängnis22 und nutzte einen Teil des dort stehenden Gebäudes für seinen Kopierbetrieb. Im September 1954 verstarb Friedrich, die Friedrich & Ludwig Epkens Gesellschaft für Film und Filmbedarf erlischt im Jahr 1959. Danach ist Ludwig Epkens Alleineigentümer der Firma und führte sie als Filmkopierwerk Ludwig Epkens am Standort Mülheim weiter.23.
Seit 1956 war das Kopierwerk Ludwig Epkens in der Lage, als erstes Werk in Deutschland 16mm-Farbumkehrkopien (Colorduplikate) mit Lichtton in Maschinenarbeit herzustellen. Es gab auch Schneideräume für 16- und 35mm-Trickfilme und ein Synchronisations-Atelier24.
Willy Krakau hat regelmäßig Filme aus seinem Archivbestand im Kopierwerk von Ludwig Epkens umkopieren lassen.
Ein weiteres Beispiel für die Weiterbeschäftigung von durch die NS-Zeit vorbelasteten Kräften im Bereich des Schul- und Lehrfilmwesens und der Filmstellen ist dieser auch im Kopierwerk Epkens vervielfältigte 16mm-Film aus unserer Sammlung. Hersteller und Produzent ist Toni Nett (1912-2003), Sportwissenschaftler, ehemaliges SS- und NSDAP-Mitglied. Mit seiner Frau Elfriede stellte er nach dem 2.Weltkrieg Lehrfilme aus dem Bereich Leichtathletik her25.
1974 wird das Kopierwerk Ludwig Epkens in die Ludwig Epkens Verwaltungsgesellschaft mbH umgewandelt. Ein neuer Geschäftsführer leitet das Unternehmen. Ca. 1976 geht die Firma in Konkurs und erlischt im Jahr 1979.26 Der frühere Qualitätsstandard in der Kopienherstellung war schon länger nicht mehr aufrechtzuerhalten gewesen.27. Ludwig Epkens genaues Todesdatum ist uns bisher nicht bekannt.
Quellen: Hier soll eine möglichst umfassende Auflistung der Werbe- und Kultur-(propaganda)filme erfolgen, die von Friedrich und Ludwig Epkens auch kurz vor der
offiziellen Firmengründung hergestellt wurden. Da in Rezensionen teilweise Firmennamen wie „Gebrüder Epkens“ verwendet werden, ist die Zuordnung teilweise
schwierig. Über Hinweise, Ergänzungen und Verbesserungen würden wir uns freuen. Die Filmografie wird ständig ergänzt und erweitert. Inhalt: Bemerkung: Inhalt: Technischer Stab:29 Bemerkung: Inhalt: Der Film beginnt mit einem Überblick über Veranstaltungen und Ausstellungen,
dokumentiert Festzug und Redner bei der Eröffnung der Ausstellung „Denk Deutsch, Kauf Deutsch“.
In einer „technisch ausgezeichneten Photomontage“ werden kurze ausgewählte Auschnitte aus dem Leben der Westmark
(ideologischer Begriff der Nationalsozialisten für die rheinischen Grenzgebiete) präsentiert, überflutet, akustisch von Klängen des Deutschlandliedes,
visuell von einem Meer der neuen Reichsfahnen, ziehen Zechen, Schiffe, die Dornier Do X (legendäres, aber unwirtschaftliches Verkehrsflugschiff mit 12
Doppelmotoren, von den Nazis u.a. nach einer spektakulären Panne im Mai 1933 ein Jahr später aus dem Verkehr gezogen), der Zeppelin, weinlesende Frauen und
arbeitende Bauern in „duftigen Landschaften“ vorbei...30. Die Filmaufnahmen der Do X (und natürlich auch des Zeppelin) könnten sogar in Köln
enstanden sein vgl. dazu den Bericht auf den Seiten des
Luftfahrtarchivs Köln. Bemerkung: Technischer Stab: Bemerkung: Die Reichsschrifttumskammer soll Wolfgang Hoffmann-Harnisch (1893-1965) später wegen „lockerer Lebenswandel“ und „regem jüdischen Verkehr“
die Aufnahme verweigert haben. Er emigrierte 1938 nach Brasilien31 Technischer Stab: Bermerkung: Technischer Stab: Inhalt: Eine ausführliche Inhaltsangabe sowie ergänzende Erläuterungen finden sich auf der Themenseite zur
Miva-Expedition. Bemerkung: Inhalt: Technischer Stab:32 Technischer Stab: Technischer Stab: Quellen:
1 Civilstand Köln 1896
2 Fischli: Vom Sehen im Dunkeln, S.29, Kölner Local-Anzeiger Nr.77, 18.März 1917
3 Zeugenaussage Ludwig Epkens Jr. RWWA 523-1-4
4 ebd.
5 Kinokarte für 5 Pfennig - Kölns ältester Kameramann plaudert, Kölner Stadt-Anzeiger v. 09.09.1964, RWWA 523-2-1
6 Zeugenaussage Ludwig Epkens Jr. RWWA 523-1-4
7 Kölnische Zeitung, 9.Juni 1933
7 Kölner Lokal-Anzeiger für Stadt und Land Nr.229, 22. Mai 1933
8 Kölner Lokal-Anzeiger für Stadt und Land Nr.314, 12.Juni 1933
9 Kölner Lokal-Anzeiger für Stadt und Land Nr.263, 13.Juni 1933,
Kölner Lokal-Anzeiger für Stadt und Land Nr.268, 16.Juni 1933
Kölner Lokal-Anzeiger für Stadt und Land Nr.275, 20.Juni 1933
10 https://www.hartnackschule-berlin.de/geschichte-der-hartnackschule.html
11 Kölner Lokal-Anzeiger Nr.91 v. 02.04.1932
12 Kölner Lokal-Anzeiger Nr.65, 05.03.1932
13 Kölnische Zeitung 8.Mai 1936 Nr.233
14 Firmenauskunft Friedrich und Ludwig Epkens, Abt. 1 h IHK Köln, Firmenakten RWWA>
15 Erhard Schütz:
„Jene blaßgrauen Bänder“ oder „Anmut, Härte und Zielstrebigkeit“. Die Reichsautobahn in Literatur und anderen Medien des „Dritten Reiches“.
In: IASLonline. Online Archiv. 2. Mai 2000, Anhang 4, Filme zur Reichsautobahn.
16 https://www.rheindvd.de/zeitzeugen/hans-gerd-fuengeling/
17 Der Deutsche Kameramann 1961, Nr.4, Jahrgang 10, S.79, Zeitschrift Filmtechnikum, 1958, Heft 11
18 https://www.koeln-im-film.de/datenbank/filme-a-z/detail/6477
19 https://www.koeln-im-film.de/datenbank/personen-a-z/detail/693
20 https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Schmitt-Rost
21 Der Deutsche Kameramann 1961, Nr.4, Jahrgang 10, S.79
22 Zeitungsnotiz von 1951 aus unbekanntem Medium zum 25jährigen Dienst-Jubiläum des Filmkopiermeisters Eberhard Unterstell im Kopierwerk Epkens,
Fischli: Vom Sehen im Dunkeln, S.28
23 Firmenauskunft Ludwig Epkens, Abt. 1 h IHK Köln, Firmenakten RWWA
24 vgl. hier abgebildete Werbeannoncen aus kinotechnischen Zeitschriften
25 https://de.wikipedia.org/wiki/Toni_Nett
26 Firmenauskunft Ludwig Epkens Verwaltungsgesellschaft, Abt.1 h IHK Köln, Firmenakten RWWA
27 zitiert nach mündlicher Erinnerung des WDR-Kameramannes Manfred Romboy
Filmografie
„Die Bretagne“ 1932
Kultur- Werbefilm über die Bretagne, genauer Inhalt unbekannt.
Dieser Film wurde 1932 während eines kulturwissenschaftlichen
Dia-Vortrages eines Professor Dr. W. Bombe im Auftrag des Verkehrsbüros der französischen Eisenbahnen im Rahmen der Kölner
Frühjahrsmesse neben zwei französischen Kulturfilmen präsentiert28.„Münstereifel“
Kultur- Werbefilm, entstanden zwischen 1932-1935, genauer Inhalt unbekannt„Kölner Gemeinschaftsgeist in schwerer Zeit“, 1932
In ihrer Firmenauskunft von 1935 nennen Friedrich und Ludwig Epkens eine Reverenzproduktion mit dem Titel:
„Aus der Arbeit des Winterhilfswerks“ ohne genaue Datumsangabe. Vermutlich handelt es sich dabei um diesen Film, die die Nationalsozialisten
hatten den bis dahin als Nothilfe firmierenden Zusammenschluß karitativer Verbände seit 1933 jedoch schon unter dem Begriff „Winterhilfswerk“ (WSW)
vereinnahmt.„Deutsche Woche am Rhein“ 1933
Für zusätzliche Informationen siehe Beschreibung im Text oben.„Ein Tag in der Oper“ 1933
„Deutsche Pioniere in der Südsee“ 1934-1935, 1h 30min
Eine ausführliche Inhaltsangabe sowie ergänzende Erläuterungen finden sich auf der Themenseite zur
Miva-Expedition.„Weihe der Missionsflugzeuge »St. Petrus« und »St. Paulus« in Köln am 24. Februar 1935“, 1935
Ausschnitte des Dokumentarmaterials der „Weihe der Missionsflugzeuge“ wurde in den MIVA-Film „Pioniere in der Südsee“ integriert.„Karneval in Linz am Rhein“
Kultur- Werbefilm, entstanden zwischen 1933-1935, genauer Inhalt unbekannt„Die Reichsautobahnbrücke über den Rhein bei Rodenkirchen“, 1941 35 Min
„Köln nach dem Kriege“ 1948
„Der Dom zu Köln in Vergangenheit und Gegenwart“ 1948
28 Kölner Local-Anzeiger Nr.112, 23.April 1932
29 zitiert nachhttps://www.filmportal.de/film/koelner-gemeinschaftsgeist-in-schwerer-zeit_cc57e1d07f6a4d599a3a9f1add84380f
30 Kölner Lokal-Anzeiger für Stadt und Land Nr.229, 22. Mai 1933
31 https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Hoffmann-Harnisch
32 Erhard Schütz:
„Jene blaßgrauen Bänder“ oder „Anmut, Härte und Zielstrebigkeit“. Die Reichsautobahn in Literatur und anderen Medien des „Dritten Reiches“.
In: IASLonline. Online Archiv. 2. Mai 2000, Anhang 4, Filme zur Reichsautobahn.