Logo cinecorso Projekt Klassische Kinokultur in Köln

(Film)bildstellen in Köln und Umgebung

Im Dienste der Volkswohlfahrt und der Volksbildung

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Die Kinoreformbewegung ist vermutlich so alt wie das Kino selber. Seit Anbeginn des kommerziellen Lichtbildwesens war klar: Schweinkram verkauft sich am besten. Das neue und von konservativen Kreisen schnell als wirkmächtig erkannte Medium (Die Großmacht Kino) mußte dem freien Spiel der Kräfte (Kinobetreiber, Publikumswünsche, finanzielle Interessen) entzogen und für hehre Ziele (Volksbildung, Volkswohlfahrt) nutzbar gemacht werden. Insbesondere die Jugend mußte vor Schmutz und Schund geschützt werden. Ein wichtiges Kontrollinstrument des kommerziellen Kinoprogramms war die Zensur, die von Lehrerkommisionen und ähnlichen Organisationen nach eigenen Kriterien verschärft wurde. Auch die direkte Warnung des Gemeindepfarrers vor dem Besuch einschlägiger Filme von der Kanzel herab bei der Sonntagspredigt war üblich. Auf lange Sicht galt es jedoch, eine Gegenkultur zu etablieren, durch Schaffung von Filmlagern und -archiven, für als geeignet empfundene d.h. christlich-vaterländischen bzw. wissenschaftlichen Zwecken verpflichtete Filme, dem Aufbau von eigenen Kinos und professionellen Verleihstrukturen sowie der Durchführung von kinematographischen Einführungskursen. So erscheint es nicht verwunderlich, daß diese sogenannte Kinoreform hauptsächlich von Lehrkräften und Geistlichen vorangetrieben wurde. Wir stellen die wichtigsten, uns bisher bekannten Filmstellen mit Kölnbezug vor und verfolgen ihre Entwicklung. Zusätzlich portraitieren wir ausgewählte Protagonisten der Filmreformbewegung in Köln.

Die Lichtbilderei GmbH

wurde am 15.Juni des Jahres 1909 in Mönchengladbach gegründet. Unternehmenszweck: Förderung der Volksbildung im Sinne des dort seit 1890 ansässigen Volksvereins für das katholische Deutschland. Geschäftsführer: Dr.theol.& phil. August Pieper und Dr.phil. Wilhelm Hohn. Die Lichtbilderei Gmbh erlangte größere Bedeutung als Verleih kulturfördernder Filme. 1930 wurde die Gesellschaft aufgelöst.

Annonce eines Kinobesitzers
Der im Kulturkampf gegen Schmutz und Schund auch zum Schutz der weiblichen Jugend sehr engagierte Oberlehrer Dr. Sellmann aus Hagen hatte einen Kinobetreiber aus Münster zu dieser Klarstellung in der Münsterschen Zeitung Nr.168 v. 20.6.1912 veranlaßt.
Quelle: www.zeitpunkt.nrw

Die Provinzial-Lichtbilderei Bergisch-Gladbach

wurde 1911 als Film- und Bildkonvention für Bonn und Umgebung gegründet und 1914 zur Lichtbilderei für den Regierungsbezirk Köln umgewandelt.

Pfarrer Brauers - Der Filmapostel

Eng verbunden mit der Provinzial-Lichtbilderei war der film- und allgemein technikbegeisterte Pfarrer Bauers. Er wurde am 4. Mai 1883 in Aachen geboren, am 14. August 1908 wurde er in Köln zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan in Call und Mönchengladbach war er von 1910 bis 1920 im Vikariat Ramersdorf-Küdinghoven eingesetzt. Dort hielt er Vorträge und richtete ein erstes Vereinskino in einer Scheune ein. Von 1920-1931 war er in Mechernich tätig, ab 1921 engagiert er sich für die in Köln gegründete Neuland Kinematographie GmbH. Am 1.10.1931 läßt er sich außer Dienst stellen, um sich als ehrenamtlicher Generalsekretär des Katholischen Lichtspielverbandes im Zentralbildungsausschuß (ZBA) ganz der Sache des Reformfilms widmen zu können. Dieser Verband war im Jahre 1929 vom ZBA zur Umsetzung der besonderen Interessen katholischer Pfarr- und Vereinskinos gegründet worden. Pfarrer Brauers erkannte das Potential des neu aufgekommenen 16mm-Schmalfilms für die katholische Filmaktion. Das Generalsekretariat des Lichtspielverbandes wurde unter ihm zum Zentralbüro für den Aufbau von Schmalfilbeständen und für die Einführung in die Schmalfilmtechnik. Zuletzt wohnte Brauers in Brühl-Pingsdorf bei Köln. Er starb am 13.06.1934 in Köln im Alter von 51 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

Frühe Gründungen wie die Lichtbilderei GmbH hatten zwar 1918 schon wieder an Bedeutung verloren, der Reformgedanke nahm jedoch kurz nach dem Ende des 1.Weltkriegs und der darauf folgenden Wirtschaftskrise unter dem Einfluß der neu gegründeten Jugendpflegeämter wieder Fahrt auf.

Städtische Lichtspiele Köln

oder: Die Drei von der Filmstelle

- gegründet im November 1920 als Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Lichtbildwesens in Erziehung und Unterricht bietet sie Auskunfts- und Beratungsstellen im Bereich Projektion- Apparate-Bilder (Dr. Hayn von der Mittleren Mädchenschule, Studienrat Gail) sowie Kinematograph- Apparate - Film (Volksschullehrer Willy Heymers)

Städtische Filmstelle

- gegründet 1922 mit dem Zweck der Reform und Pflege des Lichtspielwesens in Köln unterstand die Städtische Filmstelle am Anfang dem Dezernenten für Kunst und Volksbildung Dr. Meerfeld, hauptamtlicher Leiter war Willy Heymers. (Weiteres in Kürze...)

Einer der Gründer der Rhenania Sturmburg Film hatte die Filmstelle auf deren neue volksbildende Produktion Richmodis von Aducht aufmerksam gemacht. Annonce in: Rheinische Volkswacht Nr.248 v. 26.10.1923
Quelle: www.zeitpunkt.nrw
Der Industriefilm bei der Städtischen Filmstelle. Annonce in: Rheinische Volkswacht Nr.152 v. 27.6.1924
Quelle: www.zeitpunkt.nrw